So sehr es Franzisca auch manchmal gerne hätte: Prinzessin wird von unseren vier Jungs wohl keiner mehr. Kaspar, Julius, Emil und Xaver sind männliche Testosteron-Bomben, wie sie im Buche stehen – getrimmt auf Kräfte messen, Raufereien und wildem Getobe. Kein Wunder, dass “Ritter sein” genau in das männliche Weder-Spiele-Schema passt. Am vergangenen Wochenende auf der Heimfahrt unserer WederVaning-Saisoneröffnung taten wir genau das. Unser Ziel: Predjama Grad, eine Burg im Herzen Sloweniens. Oder doch ein Berg? Eine Bergburg? Oder ein Burgberg? Höhlenburg Predjama offiziell in deutsch, aber das klingt für mich halt nicht so cool. Egal, insgesamt absolut genial und empfehlenswert für einen kurzen familiären Roadtrip-Zwischenstopp mit Geschichte.
Höhlenburg Predjama: Prunklos glücklich
Höhlenburg Predjama – allein der Name hätte uns wohl schon überzeugt. Dass Predjama Grad so bezeichnet wird, haben wir wir jedoch erst beim Durchhören des Audioführers erfahren. Hätte uns wohl überzeugt. Wussten wir aber vorher nicht. So hat ein Schild in Portoroz am Campingplatz gereicht. Cooles Bild, Burg, Berg gebongt, da fahren wir hin. Und da sag noch einmal jemand, Werbung wirke nicht. Zugegeben: Die Kinder hätte vor allem die Fahrt mit dem Bummel-Bähnchen in den nahe gelegenen Höhlen von Postojna auf dem Schild daneben gereizt. Aber letztlich konnten wir uns einigen auf die Bergburg.
Zu viel versprochen hat das Schild jedenfalls nicht. Schon der erste Blick auf das steinerne Ungetüm bei der Parkplatzsuche, die sich aufgrund des überraschend begrenzten Stellplatzangebots als schwierig entpuppte (frage mich, wie das wohl in der Hauptsaison wird), war faszinierend. Da lag sie, hineingebaut in den Berg. Wahrlich imposant.
Eines wird gleich zu Beginn klar: Predjama Grad ist kein Neuschwanstein, Predjama Grad ist kein Versailles. Wer prunkvolle Räume oder vergoldete Schätze erwartet, ist hier falsch. Predjama Grad ist eine Festung, rau, steinig, ehrlich, verschachtelt, unprätentiös, geheimnisvoll, voller Geschichten und kleiner Anreger für eigene Rittererlebnisse. Und mit einer Höhle am Ende der Tour. Genau unser Style. Das Faszinierende dabei besonders für uns Erwachsene: der Übergang von Berg zu Burg – und wie es im Mittelalter gelang, architektonisch diese Symbiose hinzubekommen.
Geschichte in kindgerechten Happen
Für das, was im Predjama Grad zu besichtigen ist, fand ich die rund 35 Euro Eintritt für die ganze Familie ganz in Ordnung. Kein Schnäppchen und Sightseeing-Geheimtipp, aber auch nicht raubrittergleich. Man darf nicht vergessen: So wie Predjama Grad in ganz Slowenien mit Schildern entlang der Autobahn von Ljubliana bis zur Adria vermarktet wird, hatten wir jedenfalls Schlimmeres erwartet. Klar, die touristisch üblichen Cafés und Restaurants am Parkplatz, die “Press’ Dir Deine Erinnerungsplakette”-Automaten und Souvenirshops gibt es dort auch. Aber alles im Rahmen.
Gleich zu Beginn bekamen wir im Preis inkludierte Audioführer in die Hand gedrückt – kleine Mini-Handys mit Infos in deutscher Sprache zum Anhören. Die Bedienung war so einfach, dass auch die Kids ohne Schwierigkeiten damit umgehen konnten.
Und besser noch: Die Aufbereitung der hörbaren Infos selbst war hervorragend kindgerecht. Statt wie sonst mit oft minutenlanger Geschichtsabhandlungen und Daten zu langweilen, gab es zu jeder der rund 30 bespielten Nummern kurze Info-Häppchen mit bilderreicher Geschichten, teils auch mit Musikuntermalung, die sich auf die wesentlichen Fakten beschränkten. Bestes Zeichen: Alles Infos wurden von den Jungs Nummer für Nummer bis zum letzten “Danke für ihren Besuch” angehört.So beispielsweise erfuhren wir, dass der werte Herr Burgherr, der als Slowenischer Robin Hood bezeichnete Raubritter Erasmus von Luegg, im 15. Jahrhundert mit seinen Belagerern gerne Spielchen spielte und ihnen gebratene Ochsen schicken ließ, die er über das dahinter liegende Höhlensystem in die Burg schmuggelte. Ironie des Schicksals: Erasmus soll am Stillen Örtchen, der Raum mit den dünnsten Wänden in der Burg, durch Kanonenkugeln sein Leben gelassen haben.
Auch in den Räumen selbst viel “Ritterspielplatz”. Ein Helm zum Aufsetzen, Waffenkammer, lebensgroße (und etwas in die Jahre gekommene) Puppen, die das Leben dort veranschaulichen und eine Glocke, die früher als Alarm fungierte, heute als “Wunschglocke” verwendet wird. Logisch, dass wir da dabei sind. Läutet bei uns allein dann halt gleich sechs Mal. OK, plus die zahlreichen Weder-Klingeleien ohne Wunsch. Danke Nebensaison. Und danke, Predjama Grad. Es war uns ein ritterliches Vergnügen.
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Nachtrag, 16.3.2018:
Predjama Grad war unsere erste Reise als 6inaVan, die wir aktiv verbloggt haben, nachdem unser Blog online ging. Und das erste Mal ist ja bekanntlich immer etwas Besonderes. Weitere Lieblingsreisen von Familienreisebloggern aus dem Jahr 2017, wo auch unser Predjama Grad dabei ist, findet Ihr in der Blogparade von “Wir auf Reise”.