zwei × 2 =

8 − vier =

Langsam begreifen wir. Jetzt, wo die Knie langsam zu schmerzen aufhören. Wo die Füße wieder in normale Schuhe passen. Wo die Kinder vormittags in Schule und Kindergarten sind. So etwas wie Alltag. Und doch anders. In einer ruhigen Minute sehen Franzisca und ich uns an und realisieren, was wir in den vergangenen drei Wochen geschafft haben. Wir sind ausgewandert. Umgezogen nach Australien. Neue Heimat Brisbane. Ab sofort unser Zuhause. Langsam.Neue Heimat Brisbane - Blick auf die Innenstadt am Brisbane River

Baba Klagenfurt: Abschied mit Vollspeed

Dabei deutete noch vor drei Wochen, in unserem kleinen Häuschen in Klagenfurt, wenig auf Umzug hin. Familientrubel wie immer, der WederVan vor der Haustür. Nur in der Garage war ersichtlich, was uns bevorsteht. Darin zu finden: Möbel und andere Haushaltsdinge, die wir nicht nach Australien mitnehmen wollten. Über Wochen hinweg verkauft. Ganz gechillt eigentlich. Um dann doch aufs Gas zu drücken. 6inaVan - unser Haus in Klagenfurt in der Lilienthalstraße

Dabei war Abschied mit Vollspeed eigentlich so nicht geplant. Gerechnet hatten wir damit, frühestens Anfang Oktober etwas von den australischen Visumsbehörden zu hören. Doch dann war bereits knapp einen Monat, nachdem wir alle Unterlagen eingereicht hatten, schon alles durch. Australien will uns, also los. Container auf schnellstmögliches Datum gebucht. Auf die Plätze, fertig, los.

Leicht wollten wir reisen. Eigentlich. Geworden sind es dann doch noch 23 Kubikmeter. Bücher, Sofa, Spielzeug, Regale, Fahrräder. Sortiert, geputzt, abgebaut, gestapelt. Innerhalb von ein paar Tagen. Auf Knien, mit Schweißtropfen im Gesicht und Blasen an den Händen. Das Einpacken und verladen haben wir dann den Umzugsprofis überlassen. Ein Haus in Kisten und Kartons. Die schippern nun im Container zu uns über die sieben Weltmeere. Irgendwann im November sollen sie ankommen.

Spielsachen der Jungs in Kisten verpacktAuf nach Brisbane - Geschirr und Küchenutensilien bereit zum VerpackenVon Klagenfurt nach Brisbane - die Sachen im Container

Neue Heimat Brisbane: Laufen, Kaufen, Schnaufen

Der Container, weg. Und wir? Der Kopf bei Sonne und neuen Abenteuern, der Körper weiter auf Knien. Wederscher Putztrupp in der Lilienthalstraße. Am einen Tag Haus übergeben, am nächsten ab zum Flieger. Durchschnaufen auf der Autobahn im Leihwagen. Immerhin. Kurz. Ansonsten vollgepumpt. Laktat, Adrenalin und Endorphine. Spannung pur. Entspannung kaum. Nach 22 Stunden Flug Ankunft in der neuen Heimat. Vom Leihwagen ins AirBnB. Da. Krass.

Und weiter. Die neue Heimat Brisbane wollte besiedelt werden. Haus, Auto, Schule, das Nötigste zum Leben. Heißt: Betten und BBQ Grill. Alles innerhalb von zwei Wochen aufgesetzt. Viele Kilometer im Auto, viele Kilometer am Telefon, viele Kilometer zu Fuß. Nicht reibungslos, aber lief. Nicht stressfrei, aber in Balance mit schönen Momenten. An Spielplätzen, im Wald, in der Stadt, am Meer. Happy Birthday, Emil, welcome Brisbane.

Neue Heimat Brisbane - Email am SpielplatzNeue Heimat Brisbane - Ausflug zur Gold Coast ans MeerNeue Heimat Brisbane - im Wald am Mount Coot-Tha

Die Kinder waren großartig. Auch für sie Ausnahmesituation. Verlängerte Sommerferien im Umzugstrubel. Trotz aller Traurigkeit und Wehmut Zuversicht und Abenteuerfreude. Und doch irgendwo Verständnis, wenn bei Franzisca und mir die Übermüdung einsetzte, die Anspannung die Vorfreude überwog, wenn es lauter wurde. In diesen Momenten fühlte es sich wohl nicht so an für die Jungs. Jetzt aber, mit kleinem Abstand, bin ich überzeugt, dass es so war. Kleine Kids ganz groß.

Langsam Alltag

Nun sitzen wir hier in unserem eigenen, gemieteten Haus. Die neue Heimat Brisbane nimmt Formen an. Eine Stadt, die wir nach rund drei Wochen noch nicht einmal richtig kennen. Die Sonne scheint durch die Fenster. Es ist heiß. Ununterbrochen knappe 22, 25, 30 Grad. Regen: einmal. Nachts. Frühling an der Ostküste. Herrlich. Die Aussichten: Es bleibt heiß. Sehr heiß.

Das Laufen hat sich mittlerweile verlangsamt. Mehr sitzen. Die Arbeit holt uns ein oder wirft ihre Schatten voraus. Franzisca mit letzten Verpflichtungen und neuen Terminen, mich mit letzten Verpflichtungen und neuen Aufträgen. Langsam Alltag. Und doch noch nicht im Rhythmus. Zeitversetzt und ungewohnt. Ein Weder-Leben, einmal durchgemischt.

Und im Sinnieren eine Frage: Was tun mit 6inaVan? Weiterführen oder Schließen? Deutsch oder Englisch? Über Leben in Australien oder übers Reisen? Wir haben uns noch nicht entschieden. Für uns bleibt es ein Herzensprojekt. Zu zeigen, was als Familie mit vier Kinder machbar ist. Ebenfalls Herzensprojekt: Es auch wirklich zu tun. Neue Heimat Brisbane. Ja, langsam begreifen wir. Emil in South Bank

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