Ja, wir spinnen ein bisschen. Immer wieder. Und vor allem gerne. Und das ist auch gut so. Wie sich Spieler eines Fußballteams auf das entscheidende Finale heiß machen, so machen wir es vor unseren Reisen. Wenn alles gepackt und verstaut ist (auch die Jungs), schnaufen wir erst einmal durch, halten gemeinsam inne, bevor wir den WederVan starten. Und wir feuern uns an, WederStyle. Eine Reise, ein Ziel, ein Team. Hier die Liste der wichtigsten, Wederschen Rituale vor einer Reise:
Rituale, Teil 1: Fistbump
Der Weder-Fistbump gehört zum coolen Gehabe der Jungs schon im Klagenfurter Alltag dazu. Und zu Jungs zähle ich Stefan hier ausnahmslos dazu. Geht ganz einfach: Einer streckt die Faust aus, der andere erwidert mit einer Faust-auf-Faust-Bewegung. Beim Zurückziehen öffnen dann beide die Faust wie Bruce Lee mit seiner Tigerkralle. Darauf noch ein Explosionsgeräusch, vermischt mit Emils Lachen. Fertig. Und auch wir als Eltern machen uns mit einem kleinen Fistbump von Fahrersitz zu Beifahrersitz noch einmal die vor uns liegenden Kilometer und besonders die große Eltern-Aufgabe bewusst, die vor jeder der Weder-Reisen mit unseren vier Zwergen vor uns liegt.
Rituale, Teil 2: Durchzählen
Auch wenn wir schon sehr überzeugt sind, alle mit an Bord zu haben, gehen wir auf Nummer sicher. Wir zählen durch. Sind ja doch einige Kinder zu verstauen. Der Dialog ist immer gleich:
“Kind 1?”
“Hier”
“Kind 2?”
“kicher, hier”
“Kind 3”
“…”
“Eeeeeeemil, Du musst hier sagen”
“Neiiiiin, will ich nicht”
(Aber er ist da, das ist mal gut)
“Kind 4?”
“Wäääää” aus drei anderen Kehlen – aber egal, ein Blick hinter mich genügt, zwei hellblaue Augen blinzeln mich an. Alle Kinder da, los geht’s.
Rituale, Teil 3: “1-2-3-Go-Weders”
Unser offizieller Schlachtschrei. Damit geht es los. Während wir als Eltern anzählen – Zahlen übrigens in Englisch – erschallt mit voller Inbrunst das folgende “Go Weders” am Ende laut durch den Bus. Ist übrigens auch gut für die allgemeine Stimmung, wenn nach einer Wanderung oder langem “Sightseeing-Stapfing” die Laune der Kinder im Van am Boden hängt.
Rituale, Teil 4: “Weder rocks! (and pool rules)”
Dieser Spruch ist so etwas wie Stefans und mein Mantra. Er geht zurück auf das Jahr 2008 und zwei Monate in den USA. Ich hatte einen Lehrauftrag an der University of Alabama (“Roll, Tide, Roll!”) in Tuscaloosa. “Weder rocks” war das wahrscheinlich netteste Feedback eines Studenten ever, den ich (auf die Rückseite einer Klausur gekritzelt) bekommen habe. Ja und dann noch der pool: Stefan, der gerade mal 8 Monate alte Kaspar und ich lebten im Haus unseres Austauschprofessors, das wiederum in einer eingezäunten Wohnsiedlung lag. Im Areal vorhanden war auch ein Swimming Pool für alle, am Beckenrand ein Schild: Pool Rules. Ja, und dementsprechend entstand dort unser Reise- und Lebensmantra.
Rituale, letzter Teil: geschmeidig bleiben
Eigentlich ist das kein Ritual im engeren Sinn. Aber dennoch für uns wichtig: Immer schön geschmeidig bleiben, Zeit lassen, die Ruhe bewahren. Das haben wir uns geschworen bei allen Reisen, bei allen Dingen, die im WederVan passieren: Wir wollen nicht hektiken oder zu viel Druck ausüben. Wir wollen es laufen lassen, reagieren, wenn es den Kids nicht gut geht, Dingen Zeit lassen, wenn sie Zeit benötigen. Das schaffen wir nicht immer, aber immer öfter. Und wenn wir es schaffen, ist es wieder Zeit für ein kleines, leises “Weder rocks! (and pool rules)”.