Tasmanien – das klingt richtig weit weg. Ist es auch. Und irgendwie eingeklemmt zwischen Australien und Neuseeland. Nicht nur geographisch, sondern auch vegetativ. Die Insel ist irgendwie eine Mischung aus beidem. Ein wenig Australien hier, ein bisschen Neuseeland da. Vor allem aber ist die Insel ein Ort, an dem die Entdecker- und Siedlungsgeschichte von Ozeanien erlebbar wird. Speziell für die Kinder. Hier scheinen die Geister der schweren Verbrecher, die quasi die ersten Siedler waren, noch immer mit dem Wind um die Wette zu heulen. Und wir haben uns von unserer “Homebase” Hobart aus für eine Woche auf die Spuren dieser Verbrecher geheftet. Tasmanien Sehenswürdigkeiten mit Kindern im WederCheck.
Altes Land als Neuland
Für Stefan und mich war Tasmanien trotz reichlicher Australien– und Neuseeland-Erfahrung im Januar 2016 absolutes Neuland. Genauso wie vor 400 Jahren für den “Entdecker”, Abel Tasman. Wir jedoch landeten zuerst in Neuseeland, bevor es weiter nach “Tassie” ging zu Stopp Nummer 2 auf unserer zweimonatigen Tour. Erst dann ging es weiter auf das australische Festland mit Stopps in Melbourne, Adelaide und entlang des Murray Rivers mit vielen weiteren Interviews für mein Wasser-Forschungsprojekt, der Ausgangspunkt unserer Entdeckungsreise. Tasmanien also – nicht nur geographisch eingeklemmt zwischen Neuseeland und Australien, sondern auch in unserer Abenteuertour durch Oz.
Geschichte live – schön schaurig!
Die Geschichte Australiens lugt gerade in Tasmanien quasi um jede Ecke. Vor allem die der Straftäter, die aus dem “Mutterland” Großbritannien in die Kolonie gebracht wurden. Sie machten gemeinsam mit ihren Bewachern die ersten Siedler aus. Stöcke, kleine Äste und sonstige Waffen in den Leihwagen gepackt, und los ging es für uns. Von Hobart auf die vorgelagerte Halbinsel bis nach Port Arthur, dem Freilichtmuseum, in dem die Geister der Verbrecher, der “Convicts” noch heulen. Nummer 1 der Tasmanien Sehenswürdigkeiten. Toll aufgemacht, mit vielen kleinen Geschichten über Jungen in Kaspars Alter, die nach einer unendlich langen Schiffsreise ihr Dasein Mitte des 19. Jahrhunderts in dem Arbeitslager fristeten. Und warum? Weil sie beispielsweise ein Brot gestohlen hatten. Harte Zeiten.
Nachdem uns Abenteurern diese museale Erfahrung natürlich nicht reicht, sind wir noch tiefer in die Geschichte Tasmaniens eingetaucht. Unabsichtlich jedoch. Auf einem Stopp in Oaklands haben wir uns abends einquartiert in ein kleines, windschiefes Cottage. Mit dabei: rostige alte Geräte, ein alter Steinbrunnen, mit Blumen bewachsene Reste einer hölzernen Kutsche, und die Kinderbetten im alten Schafstall. Romantisch, dachten wir. Bis es dunkel wurde. Und wir uns nach und nach selbst wie die ersten Siedler gefühlt haben, fremd und “abgesetzt” in diesem Land, einsam und verlassen.
Spannend, wie laut plötzlich ein kleiner Wind ums Hausdach oder raschelndes Gras draußen sein kann. “Unsere kleine Farm” meets “Nightmare on Elm Street”, oder so ähnlich. Jedenfalls eine Nacht mit hohem Herzschlag. Und gut, dass ich erst am nächsten Morgen das Gästebuch gelesen habe, in dem von den vielen Mäusen und vor allem Spinnen die Rede war, die den Gästen vor uns so begegnet sind. Gehört für mich sicher nicht zu den Must-Sees der Tasmanien Sehenswürdigkeiten. Aber erfahrungsreich war es auf jeden Fall.
Und durch die Löcher pfeift der Wind
Wie der Wind um unser Cottage wehte er auch bei den so genannten Blowholes, enge Öffnungen in den Felsen am Meeresrand. Entlang der Ostküste Tasmaniens finden sich immer wieder solche Naturwunder. Wie das Felsentor auf der beschriebenen Halbinsel im Süden der Hauptstadt Hobart mit dem ehemaligen Sträflingslager Port Arthur. Auch bei unserer Tour gen Norden, über Swansea und Bicheno, einem sehr netten kleinen Surferstädchen am Meer, finden sich die Felsformationen. An diese klatschten die Wellen und die Gischt. Ganz zur Freude der Kinder, die von oben bis unten nass gespritzt wurden. Kostenlose Sehenswürdigkeit, zu der auch die Kinder gerne ohne Motivation wandern. Kurzer Weg und am Ende Action. Zudem für uns in Tasmanien auch eine Tier-in-Wildnis-Premiere: ein Echidna, ein Ameisenigel, ein lustig-trotteliges Tierchen, das aussieht, als wären an einen Stachelschweinkörper Minifüße von Elefanten und einen Tapirrüssel rangesteckt werden. Putzig.
Unsere restliche Tour durch den Nordosten der Insel über Scottsdale und Launceston ist hingegen kurz erzählt: Landschaftlich schön an der Küste, die Städte ganz im Lean-Back-Modus mit vereinzelter Eleganz, der an den alten Charme dieser Städte erinnert, ganz interessant im Innenland, aber insgesamt ohne große Höhepunkte. Entspannter Roadtrip, wären da nicht die Jungs, die nicht davon abzubringen waren, in jeden Surfshop zu gehen und die Preise für Surfbretter zu vergleichen. Die Strände an der Ostküste, viel Wind und hohe Wellen – wem will man das verübeln.
Tasmanien Sehenswürdigkeiten mit Kindern heißt vor allem Natur pur
Die Mischung aus weißen Sandstränden, Felsen und Dünen, Steppe und Busch ist in Tasmanien vor allem in den Nationalparks zu entdecken. Wegen der Waldbrände, die zu der Zeit im Nordosten der Insel wüteten, haben wir uns entschieden, den auf Maria Island unsicher zu machen. Die Kinder immer noch “bewaffnet” mit ihren Holzstöcken, lüstern, endlich einen echten grausigen Verbrecher zu stellen. Maria Island ist Natur pur!
Maria Island heißt vor allem eines: Wandern. Schwieriger wird es mit Kindern. Deshalb mussten wir beim Durchqueren der heißen Miniatur-Steinwüste schon zu “härteren” Mitteln greifen, um die Motivation der Jungs hochzuhalten. Wie gut, dass wir statt Surfbrett einen Rugby-Ball erstanden hatten. Stefan kickt den Ball nach vorne und die Jungs versuchen ihn zu fangen. So kommen wir voran. Und Gott sei Dank hatten wir auch Emils Buggy dabei! Der kann dann auch mal für die Größeren als Rastplatz dienen. Nur für den Strandspaziergang und das Klettern auf den schroffen Sandsteinformationen in Regenbogenfarben haben wir das gute Stück in den Dünen geparkt. Familienabenteuer pur, voll und ganz WederStyle.
Hobart – zum Leben fein, für Kids eher nein
Begonnen und geendet hat unser Tasmanien-Abenteuer in der Hauptstadt Hobart. Fish’n’Chips essen am Meer – herrlich. Moderne Kunst entdecken und erklettern – auch sehr fein. Eigentlich eine glatte Empfehlung in Touri-Listen der Tasmanien Sehenswürdigkeiten. Aber so richtig umgehauen hat uns die Stadt nicht. Außer natürlich unsere “Gastfamilie” rund um Libby. Der Forschungsaustausch mit ihr war ja der Aufhänger für unseren Stopp in Tasmanien gewesen. Und ohne uns zu kennen, hat sie uns für vier Tage Unterschlupf gegeben. Und ja, tatsächlich allen Weders.
Viel spannender als sie selbst (sorry, Libby) war für die Kids Ted, Libbys Hund. Der Satz “Good Boy, Ted” gehört bei uns heute noch zum Standard-Repertoire, um den jeweils kleineren Bruder zu loben. Die Jungs durften mit Ted auf die Hügel spazieren, auf denen Hobart gebaut ist. Nur auf den Mount Wellington, den “Hausberg” von Hobart durfte er nicht mit. Warum, war uns dann auch dort oben schnell klar: Schneereste, starker Wind, gefühlte Minusgrade und unbändig vielen Asiaten erwarteten uns dort.
Also schnell wieder runter die Serpentinen und ab ins heiße Badewetter in Kingston. Hier, im südlichen “Stadtteil” von Hobart, hatten wir auch das Vergnügen, den Australia Day, einen vor allem vor dem Hintergrund der oben geschilderten Geschichte des Landes ziemlich umstrittenen Feiertag, zu feiern. Denn Australia Day “feiert” die Ankunft der First Fleet in Sydney Cove am 26. Januar 1788. Das Highlight für die WederRocker: eine funkige Militärkapelle. Irgendwie anders, diese Australier.
Fazit: Tasmanien als sanfter Einstieg für Neuseeland- und Australienreisen!
Tasmanien ist tatsächlich wie eine Mischung aus Neuseeland und Australien. In vielerlei Hinsicht. Also quasi eine sehr gute Reise-Destination, wenn man sich beispielsweise einerseits an das “feucht-windige” Neuseelandwetter oder andererseits an die “heiß-trockene” Australienluft gewöhnen möchte. Wir kannten beides schon. Für uns deshalb zwar ein interessantes Erlebnis. Aber dann doch am Ende irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch.
Im WederCheck heißt das: Mit Kindern ein super Reiseziel – nicht zu heiß, nicht zu kalt. Perfekt, um die Geschichte Australiens zu entdecken und mit- und nachzuerleben. Und um ein paar entspannte Tasmanien Sehenswürdigkeiten mitzunehmen. Strand, Berge, Wasser. Und dann noch das “Nationaltier” Tasmanian Devil, das – leider gefährdete – kleine Raubtier mit dem schwarzen Pelz und den scharfen Zähnen. Der kann sogar Deinen Oberschenkelknochen durchbeißen. Oha! Aber selbst der reißt das Gesamtfazit nicht mehr heraus. Müssten wir uns noch einmal entscheiden, würden wir wieder entweder nach Neuseeland oder direkt aufs australische “Mainland” fliegen.
Noch ein Geheimtipp unter den Tasmanien Sehenswürdigkeiten zum Schluss: DOO-Lishus, ein Fish’n’Chips Store, neudeutsch wohl Foodtruck genannt. Steht auf einem Parkplatz auf dem Weg Richtung Port Arthur, gleich bei einem der Blowholes – yummy. Auch wenn es kein entflohener Sträfling war: Diese “Beute” war uns sowieso lieber.
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