Wer an Australien denkt, denkt an Sydney und die Oper. Oder an das “rote Zentrum”, das Outback mit dem Uluru als Wahrzeichen. Oder an Melbourne und seine Sportevents. Doch wer denkt an Adelaide? Adelaide Australien? Ich tus. Mit vollem Herzen. Denn hier lebt meine zweite Familie. Ich könnte also bei diesem Blogpost etwas voreingenommen sein, wenn ich schreibe, dass die Stadt cool und gechillt ist. Vor allem mit Kindern. Vor allem zum Leben. Gut, dass es deshalb auch noch andere gibt, für die Adelaide das neue australische Hipp bedeutet.
Adelaide Australien: eine Stadt on the rise
Eigentlich ist Adelaide eine ganz normale Großstadt australischer Natur. Weit ausschweifend in alle Richtungen, am Meer gelegen und mit allem, was eben eine australische Großstadt ausmacht: Stadion, Theater, Einkaufsstraße im Zentrum, Zoo, Uni, Flughafen. Soweit, so unaufgeregt. Ein echtes Highlight fällt nicht ins Auge. Und doch ist irgendetwas anders. Irgendwas in Adelaide reizt.
Die Spurensuche führt erst einmal ins Internet. Was macht Adelaide aus? Es ist kein geringer als Lonely Planet, der weltberühmte Reiseführer-Verlag, der als erstes online ins Gesicht springt. Er war es, der 2016 eine Region auf die Liste der Must-Sees gesetzt hat, die sonst nicht weit vorne auf den Top-Destinations-Charts der Welt auftaucht: South Australia. Bereits 2014 “entdeckte” der gleiche Verlag dessen Hauptstadt, Adelaide, und rankte “Festival City” mit dem Motto “ready to be uncorked” unter die Top 10 Städte, die in diesem Jahr eine Reise wert wären.
“While Melbourne and Sydney have competed for attention, Adelaide has transformed itself into the perfect host city. It has accumulated some of Australia’s most popular sporting and arts events, including the cultural tour de force of the Adelaide Festival, the Adelaide Fringe Festival and WOMADelaide…Adelaide is effortlessly chic – and like a perfectly cellared red, it’s ready to be uncorked and sampled.”
Mit einem Wort: Adelaide scheint in den letzten Jahren erwacht zu sein. Speziell, was den Veranstaltungskalender anbelangt. Nicht die 0815-Dinge, die überall stattfinden, sondern alternative Feste und Festivals. Ein bisschen verrückt, aber doch normal. Für Familien genauso wie für Einzelgänger mit Selbstverwirklichungstrieb. Für die Luxus-Genießer wie für den Oktoberfest-Typ.
Lebenswert
Wir selbst waren zuletzt Anfang 2016 in Adelaide. Als gerade “The Garden of Unearthly Delights“, oder kurz The Garden lief, ein einmonatiges Halligalli zwischen Kulinarik aus aller Welt, Konzerten und Kabarett. Ein wenig wie das Tollwood-Festival in München, denke ich. Leider hatten wir nicht die Zeit und auch nicht die Muße, uns mit den Kindern in das bunte Treiben zu stürzen. Aber es war zu spüren, dass die Stadt vibriert.
Was das erst möglich macht, sind die in Adelaide wirklich reichlich vorhandenen Grünflächen in der Innenstadt. Das macht es gerade mit Kindern absolut lebenswert. Platz zum freien Herumturnen, wohin das Auge reicht.
Die Wege von Punkt A zu Punkt B sind wie in Australien generell lang, was uns aber noch nie gehindert hat, die Stadt Länge mal Breite abzulaufen. Am einen Tag in der City, am zweiten im Zoo, am dritten ein Ausflug in die Nahe Umgebung. Ohne Reizüberflutung, und doch mit der Infrastruktur einer Großstadt rundherum. Mit einem Wort: Lebenswert. Und auch das wird unabhängig bestätigt: So rangiert Adelaide Ende 2016 nach einer Studie der Intelligence Unit der Wochenzeitschrift The Economist auf Platz 5 der lebenswertesten Städte der Welt.
Die Lockwoods
Lebenswert war die Stadt für mich wie gesagt schon etwas früher. Und es begann als Teenager. Und sie waren schuld: Die Lockwoods. Wie ich zu ihnen kam, darüber habe ich schon einmal kurz berichtet. Wer nicht lesen mag: Ich war mit 16 auf Schüleraustausch und lebte in Adelaide für drei Monate. Wo die Australien-Liebe begann.
Sie nahmen mich unter ihre Fittiche. Sie nahmen mich mit auf Ausflüge in die Umgebung und behandelten mich nicht als Gast, sondern als Teil der Familie. Und sie zeigten mir Adelaide. Das ganz Besondere an Adelaide Australien. In einer Zeit, in der es noch eine Achterbahn im Einkaufszentrum in der City gab. In einer Zeit, in der es noch einen recht alten, schon leicht angerosteten Vergnügungspark in der näheren Umgebung gab. Und auch in einer Zeit, in der es noch bei Weitem keines der vielen Festivals gab, die heute in Adelaide stattfinden.
Jedes Mal, wenn wir in Australien sind, ist ein Besuch bei den Lockwoods ein Punkt auf unserer Liste. Ohne geht nicht. Auch 2016 bei unserem Roadtrip war das nicht anders. Und sie ließen uns sogar auf der Farm bei Monarto, rund 45 Minuten außerhalb Adelaides, wohnen. Traumhaft. Und wieder: Lebenswert.
Was also sind die Dinge, die Adelaide neben den Festivals und den Lockwoods mit Kindern sonst interessant macht? Hier unsere Highlights:
The City
Umgeben von einem riesigen Grüngürtel mit Parks, lädt die Innenstadt zum Flanieren ein. Fußgängerzone mit Straßenkünstlern. In der Mitte die Rundle Mall, ein großes Einkaufszentrum. Die innerstädtischen Sehenswürdigkeiten liegen in Gehweite: Universität, Festival Center, Stadion (Adelaide Oval), Botanischer Garten. Nichts ein unbedingtes Muss, aber einladend, um in den Flair der Stadt einzutauchen.
Adelaide Zoo, Monarto Zoo & Cleland Wildlife Park
Tiere, Tiere, Tiere. Australische in Cleland, internationale wie Pandas im Zoo und afrikanische in Monarto. Letzterer ein Safari-Zoo mit Rundfahrten im Bus. Also wirklich alles, was das tierische Herz begehrt. Billig jedoch ist das alles nicht. Gibt jedoch bei den Zoos von Adelaide und Monarto ein Kombi-Ticket, das den Schmerz im elterlichen Geldbeutel etwas lindert. Rund 135 Australische Dollar sind es doch, rund 90 Euro, für die gesamte Familie. Dennoch: Money well spent.
Glenelg
Glenelg ist ein Stadtteil von Adelaide und bekannt für vor allem eines: seinen Strand. Hier chillen die Adelaider nach einem anstrengenden Geschäftstag. Hier vergnügen sich Familien und Kinder im Beachhouse, einer Indoor-Spiellandschaft mit Wasserrutsche. Bei uns gab es beides.
Hahndorf & Barossa Valley
Wer Wein liebt, kennt das Barossa Valley. Wer Bier liebt, Hahndorf. Ersteres eines der schicksten Weingebiete Australiens. Für uns eher zum Durchfahren und ein paar “Ohs” und “Ahs” entlang der Weinreben. Zweiteres ein Stopp, der sich auch mit Kindern lohnt. Ein wenig Oktoberfest-Tourismus blitzt in Hahndorf, einem der ersten deutschen Auswandererdörfer von Deutschen in Australien, schon durch. Der Rest hingegen ist geprägt von alten, historischen Gebäuden, leckeren Bäckereien und Handwerksgeschäften entlang der Hauptstraße durch den Ort. Dazwischen Kunstgallerien und Grafitti. Klare Ausflugsempfehlung.
AFL & The Crows
Ich selbst war schon fünf Mal in Australien. Und immer habe ich es geschafft, die AFL-Saison zu verpassen. AFL, dahinter steckt die Australian Football League. Nicht Fußball, Aussie Rules Football. Ein Mischung von Fußball und Rugby. Vollkontakt. Gespielt auf einem großen, ovalen Feld mit einem kleinen Rugby-Ball und einer Mischung aus Fußballtoren und Rugby-Stangen (vier Stück an der Zahl), durch die der Ball gekickt werden muss.
Auf unserem Roadtrip 2016 klappte es endlich. “Nur” ein Pre-Season-Game, aber das war egal. Und dann noch ein Spiel unseres Lieblingsclub, den Adelaide Crows. Ein Spaß mit Kaspar und Julius im Stadion. Und Steve, der uns noch tiefer in die Regeln einführte. War jedenfalls so spannend, dass wir noch heute jedes Wochenende verfolgen müssen, wie sich die Crows so schlagen. Aber ich denke, so ein Stadionbesuch und ein AFL-Game ist auch für Nicht-Sport-Fans ein Erlebnis. Einfach, weil dieses Spiel bei uns in dieser Form nicht existiert.
Granite Island
Der Nationalpark in der Nähe von Adelaide ist für zwei Dinge bekannt: Pinguine sowie eine Pferde-Tram, die die Insel mit dem Festland verbindet. Ein Traumausflug für uns: Hinfahren, spazieren, kucken, wieder spazieren, Eis, heim.
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