Die Fahrt war lange von Klagenfurt nach Mainz. Die Motivation, dorthin zu kommen jedoch groß. Warum? Das Taunus Wunderland war angesagt für den nächsten Tag. Wie die Karotte vor des Esels Nase lag dieses Wort in den Ohren der WederBoys. Die Erwartungen jedenfalls waren hoch. Freizeitpark. Wunderland. Spannung, Spaß und Nervenkitzel. Kann der Abenteuerspielplatz für Groß und Klein dieses Versprechen halten?
Quengeln nicht vorgesehen
Schlangenbad – so richtig einladend klingt der Standort des Taunus Wunderlandes nicht. Und das Gefühl, dass die Anreise wirklich dorthin geht, wo sich Schlangen baden, oder zumindest irgendwo ins Nirgendwo, verstärkt sich bei jeder Kurve, die sich auf dem Weg durch die bewaldeten Gebiete des hügeligen Hohen Taunus zieht. Oder schlängelt? Obwohl nur ein paar Kilometer außerhalb von Wiesbaden gelegen, scheint sich die Anreise mit Kindern in höchster Vorfreude ewig zu ziehen. Noch eine Kurve, raus aus dem Wald – und plötzlich ragen dann doch auf der linken Seite der Straße einladende, bunte Fahnen in den Himmel, während rechts sich Autos auf den Parkplatz drängen.
Wobei drängen definitiv das falsche Wort ist. Der Begriff “Freizeitpark” lässt Stoßstange an Stoßstange vermuten. Nicht so beim Taunus Wunderland. Obwohl verlängertes Wochenende, obwohl sonniger Fenstertag – Menschenmassen waren dort keine zu finden. Entspanntes Einparken, kurze Wartezeit vor der Kasse. Und das setzte sich auch drinnen im Park fort: Kein stundenlanges Anstehen vor den Fahrgeschäften, keine Drängeleien vor den Essensbuden – und somit auch keine quengelnden Kinder.
Apropos Quengeln: Dem habe ich zusätzlich bereits beim Eingang den Zahn gezogen. Der erzieherische Folterknecht in mir durfte sich ausleben. Er hat eine wahrhaft drakonische Strafe angedroht, sollte einer der WederBoys im Freizeitpark auf die Idee kommen, schlechte Stimmung zu verbreiten. Die Strafe: Wer Faxen macht, wird an den Fahnen am Eingang unter den Taunus Wunderland Begrüßungs-Lautsprechern festgekettet. Und muss das “Taunus Wunderland Lied” in Dauerschleife hören. Den ganzen Tag lang. Aber hört selbst…
Rummel 2.0 mit leicht rostigem Charme
Dass sich im Taunus Wunderland die Menschen nicht auf die Füße steigen, mag sicher auch daran liegen, dass der Park schon ein wenig in die Jahre gekommen ist. Laut Homepage wurde bereits 1966 mit einem Streichelzoo begonnen. Ende des letzten Jahrtausends ging es dann mit Fahrgeschäften los. Und die gibt es auch heute noch. Entsprechend muten manche Ecken im Park auch alt an. Alt, aber nicht heruntergekommen. Alt, mit leicht rostigem Charme. “Rummel 2.0” irgendwie. Teufelsrad, Wilde Maus und Autoscooter statt 4D-Mega-Ultra-Experience-Kinos oder Dreifach-Todeslooping-Achterbahnen.
An Disney- oder Legolanddimensionen kommt das Taunus Wunderland klarerweise nicht heran. Das ist aber auch nicht der Anspruch. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre. Ohne “Attraktionen-Stress” ala “Papa, wir müssen noch zu”-Ansagen der Kinder. Ohne “Kinder an die Leine”-Gefühl, weil sie sonst verloren gehen könnten.
Taunus Wunderland für Junge und Junggebliebene
Beworben wird der Park dementsprechend als Familienpark. “Das Taunus Wunderland ist der ultimative Kick mit viel Nervenkitzel, Action und KidsFun.” In diese drei letztgenannten Bereiche werden alle Attraktionen auf dem Parkplan eingeteilt. Ob das “ultimativ” jetzt so stimmt, sei mal dahingestellt. Aber den drei jungen Wedern hat der Tag definitiv gefallen. Gehen wollte jedenfalls am Ende des Tages keiner.
Für wirklich jedes Alter sind Fahrgeschäfte vorhanden. Tendenziell würde ich sagen: Je jünger das Kind, desto höher die Mundwinkel. Was aber nicht heißt, dass sich Kaspar, mit 9 Jahren hier der älteste Kinder-Weder im Bunde, gelangweilt hätte. Während er in Richtung Wildwasserbahn, Autoscooter und Wilde Maus tendierte, war Emil (2 Jahre) der Käferkarussell-König. Unzählige, sicher tausende Runden drehte unser “Kleiner” darin.
Am “Schwierigsten” war es im Taunus Wunderland sicher für Julius, mit 6 Jahren das Sandwichkind in dieser Wederschen Familienkonstellation, nachdem Franzisca und Xaver in den USA weilten. Meist im Windschatten von Kaspar unterwegs, jedoch für manche Fahrgeschäfte entweder zu klein (Größe) oder zu klein (Mut). Dann wieder dabei bei Emil, mal als Beifahrer im Käfer, mal als Spielkamerad am Spielplatz oder als “Motor” bei der Kanufahrt.
Und für mich? Auch für den größten Weder gab es durchaus einiges zu erleben. Die eigenen Volksfest-Hardcore-Zeiten sind zwar schon längst vorbei, und auch Magen und Gleichgewicht halten definitiv nicht mehr so viele Umdrehungen aus wie früher. Die Abenteuerlust aber ist noch immer da. Also mit den kleinen Großen rein in die Wilde Maus, rein in das Piratenschiff. Aber auch gut, dass es dazwischen dann auch heißt: Rein in das Käfer-Karussell, rein in das Bällebad, rein in das Elektroauto. Mein inneres Kind und ich hatten jedenfalls Spaß.
Genau richtig
Das Wedersche Fazit jedenfalls war einhellig: Das Taunus Wunderland ist genau richtig. Genau richtig für einen entspannten Familientag. Genau richtig für die Altersgruppe der WederJungs. Genau richtig auch im Preis-Leistungsverhältnis. Nicht, weil wir dankenswerterweise eingeladen wurden. Auch so. 19,50 Euro Eintritt pro Erwachsener bzw. großem Kind ab 1,3 Meter und 17,50 Euro pro Kind zwischen 1 und 1,3 Metern Größe summiert sich zwar schon mit der Anzahl an Kindern, die wir so mitbringen. Aber für das, was geboten wird, gefühlt ein fairer Preis. Zum Vergleich: Im Legoland in Günzburg muss in etwa das Doppelte pro Person hingelegt werden – bei natürlich ganz anderen Attraktionen.
Auch drinnen habe ich mich nicht übers Ohr gehaut gefühlt: Große Pommes 2,50 Euro, Bratwurst 2,60 Euro, Cheeseburger 4,40 Euro. Gut, hier beißt es sich dann fast schon aus in Sachen Vielfalt. Wer auf ausgewogene Ernährung achten will, dem sei angeraten, eine große, eigene Lunchbox mitzubringen. Aber ansonsten war kulinarisch für alles gesorgt, was zumindest das Kinder-Junkfood-Herz begehrt. Ich bin mir sicher: Wenn wir die Familie rund um Mainz und Wiesbaden wieder besuchen, steht das Wunderland sicher weit oben auf der Liste. Und dann wird es wieder ausgelebt, das Kind im Weder-Mann.
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