Nach Neuseeland auswandern auf Zeit? Für ein Jahr? Warum nicht. Bei uns musste es schnell gehen. Gerade einmal etwas mehr als 4 Wochen blieb uns von der Entscheidung bis zum Abflug. Mit Sack und Pack. Und mit zwei kleinen Kids. Organisation auf Hochdruck. Und doch war es eigentlich ganz gechillt, wenn wir heute an 2011 zurückdenken. Denn es kam auch Glück hinzu. Es flutschte. Hier ein paar unserer Tipps, wie das Auswandern auf Zeit ans andere Ende der Welt bei uns Vieren gut funktioniert hat.
Nach Neuseeland auswandern, Tipp 1: Just do it!
Was am Anfang wirklich nach Hauruck-Entscheidung aussah, war im Nachhinein betrachtet ein Segen. Nur rund 4 Wochen bis Abflug heißt, dass die Orga von 0 auf 100 erfolgen musste. Keine Zeit zum Nachdenken. Zum Zerdenken, Zerpflücken, Zerrechnen. Keine Zeit für Fragen, was alles doch nicht passen könnte. Oder warum es doch ein Blödsinn ist. Die ganzen Hättiwaris dieser Welt hatten keine Chance. Die Entscheidung fiel. Und dann war Handeln und Anpacken angesagt. Unweigerlich.
Nach Neuseeland auswandern, Tipp 2: Liste kreieren!
Du glaubst eigentlich immer, du hast an alles gedacht. Und dann taucht doch noch ein Punkt auf, den du vergessen hast. Und dann noch einer. Mir ging es jedenfalls so. Umso froher war ich, eine Liste angelegt zu haben. Eine Liste, die immer dann gefüllt und bearbeitet wurde, wenn mir wieder was einfiel.
Was für die Orga-Liste auf jeden Fall hilft, ist ein Blick aufs Konto. Hier laufen – zumindest bei uns – so gut wie alle fixen und monatlich wiederkehrenden Kostenarten ein. Von der Miete über die Versicherungen bis hin zum Fitnessstudio. Und das galt es als erstes Punkt für Punkt zu durchforsten. Das Ziel war klar: Die Fixkosten in Österreich sollten im Auslandsjahr in Neuseeland so gering wie möglich gehalten werden.Nicht alles und jeder einzelne Punkt war immer mit Aktion verbunden. Bei manchen wie beispielsweise “Zollregelungen” oder “Impfungen” haben wir uns nur informiert. Nur gecheckt, ob auch alles passt. Einmal recherchierte Infos wurden dann vermerkt, um es auch nicht zu vergessen. Dazu haben wir die Punkte mit einem Farbsystem abgearbeitet. Grün hieß erledigt, gelb in Arbeit und rot in Verzug. Natürlich ausgetauscht über Dropbox mit Zugriff für uns beide gleichermaßen. Hat sich echt bewährt. Ein Blick auf die Liste – und sowohl Franzisca als auch ich konnten sehen, wo noch Recherche und Anrufe nötig waren. Und dann gleich eintragen, wenn sich was getan hatte.
Die Liste war für uns das Orga-Zentrum. Und sicher keine Rocket Science. Am Ende bestand unsere Liste insgesamt aus vier Tabellenblättern:
- Was organisatorisch alles erledigt werden muss bis zum Abflug.
- Welche Adressen wichtig sind, auch die für die Postkarten.
- Was alles mit und in die Koffer muss.
- Welche Kosten (immer noch) anfallen, wenn wir in Neuseeland leben.
Wer will, hier gibt es unsere Blankoliste zum Download (xls, 20KB, deutsch).
Nach Neuseeland auswandern, Tipp 3: First things first!
Was wir von Anfang an wussten: Unser Kamel, das wahrlich durchs Auswander-Nadelöhr gezogen, gedrückt und geschoben werden musste, waren die Visen. Hier galt es sich ranhalten. First things first. Als wäre es nicht schon schwer genug gewesen, das richtige Einreiseformular für den richtigen Zweck zu finden und auszufüllen, mussten wir als Deutsche für die Visums-Bestätigung noch dazu über Berlin gehen. Allein die Postzeiten rauben hier schon locker eine Woche. Und ein paar Fingernägel.
Papierschlacht Visa
Wie viel wir hierfür letztlich herumtelefoniert, Druck gemacht, ausgefüllt, herumgeschickt, ausgedruckt, eingetütet und versandt haben, ist mir nach so langer Zeit nicht mehr ganz in Erinnerung. Dem Visum-Ordner zu vernehmen muss es aber eine echte Papierschlacht gewesen sein. Dort schwirren Formulare und Infos mit Namen INZ1015, INZ1016, INZ1017, INZ1059, INZ1105, INZ1113 und INZ1146 herum.
Hinter diesen Kürzeln verbergen sich der Work Visa Antrag für Franzisca, der Bestätigungswisch, der vom neuseeländischen Arbeitgeber ausgefüllt werden muss, sowie die entsprechenden Guides, wie diese Formulare nun wirklich auszufüllen sind. Dazu meine “Form for Partners Supporting Partnership-Based Temporary Entry Applications” sowie die Anträge der Kinder. Die gingen als normale “Visitors” durch.
Long story short: Das Gesamt-PDF zu “Immigration New Zealand Operation Manual for Temporary Entry” von April 2011 jedenfalls hat “läppische” 327 Seiten. Enough said. Hat am Ende jedenfalls geklappt. Ob das heute noch so ist, wissen wir nicht. Seitdem waren wir immer nur als “Urlauber” dort. Alles andere, was noch in Österreich selbst vor dem Auswandern zu organisieren war, schien im Vergleich dazu wie ein Kinderspiel.
Start in neuer Welt braucht nur zwei Dinge
Die wirklichen First Things beim Vordenken in Richtung Ankunft in Neuseeland waren jedenfalls rasch aufgezählt: Wohnung und Auto. Bei der Bleibe half die Uni in Hamilton. Ein Eintrag im digitalen Schwarzen Brett, ein paar Emails später – und wir hatten ein Häuschen. Und in Sachen Auto gingen wir auf Nummer sicher und buchten für zwei Wochen einen Leihwagen. Zwei Wochen, in denen wir uns eine Kiste für das restliche Jahr zulegen wollten. Auch das klappte. Es wurde ein Van. Stan the Van, die Mutter aller WederVans.
Zusätzlicher Tipp: Nach über 30 Stunden Flug, bis oben hin gefüllt mit Adrenalin und Aufregung sowie tierischer Übernächtigung gleich den Mietwagen zu schnappen, die ganze Familie und das Gepäck reinzuquetschen und noch rund eineinhalb Stunden auf der “falschen” Straßenseite Richtung Endstation Hamilton zu fahren, macht nicht viel Sinn. So sehr ich mich auf das neue Zuhause gefreut hatte: Das war wirklich an der Kante. Ich glaube, ich bin danach nur noch ins Bett gekippt. Geschlafen habe ich gefühlt zwei Tage lang.
Nach Neuseeland auswandern, Tipp 4: Wichtige Dokumente digitalisieren!
Ein Jahr nach Neuseeland auswandern ist wie sein Leben einzupacken und mitzunehmen. Das gilt auch für wichtige Dokumente. Papier jedoch kann leicht verloren gehen. Und die Lust auf mögliche Scherereien am Flughafen in Auckland nach über 30 Stunden Flug war endend wollend. Daher hat es sich für mich deutlich besser angefühlt, digitale Kopien von Heiratsurkunde, Aufenthaltsgenehmigung & Co. auf der Dropbox abgespeichert und somit immer parat zu haben. Auch die Kaufkopie der Notebooks im Gepäck hatten wir abgespeichert. War empfohlen worden.
Gebraucht haben wir die Dokumente in Neuseeland dann allerdings nie. Keine Nachfragen, keine Kontrollen. Bestimmt, weil wir alle so vertrauenswürdig dreinschauen. Aber der Aufwand, das alles einzuscannen und geordnet abzulegen, hat sich auf jeden Fall gelohnt. Später zurück in Österreich gab es immer wieder Fälle, wo Dokumente für unterschiedlichste Zwecke wie Passverlängerungen oder das Anmelden weiterer Kinder immer wieder ausgedruckt werden mussten. Und digital war die Sache in Nullkommanix erledigt. Suche, drucken, fertig.
Nach Neuseeland auswandern, Tipp 5: Nimm wenig mit!
Reisen mit leichtem Gepäck gehört zu unserem Lebensstil. Und seit Neuseeland besonders. Könnte man zumindest so sagen. Denn wir hatten zu viel dabei. Definitiv. Aber wir waren es auch nicht gewohnt. Nach Neuseeland auswandern für ein Jahr klingt lang. Wenn dann nur vier Koffer erlaubt sind, klingt das im Gegenzug nach sehr wenig. Und es klingt noch weniger, wenn wenn wie im Falle von Franzisca auch noch “Berufskleidung” dazukommt. Zudem: Mindestens ein halber Koffer war damals für Spielzeug reserviert.
Wenig war es aber letzten Endes nicht. Im Gegenteil: Wir hatten alles, was wir brauchten. Und mehr. Irgendwie ging nichts ab. OK, Freunde. Aber die hätten sowieso nicht in einen Koffer gepasst. Und schließlich war es ja auch nicht so, dass wir uns irgendwo in das hinterste Eckchen Alaskas verabschiedet hätten. Neuseeland. Zwar auch das hinterste Fleckchen Erde, von uns aus gesehen. Aber es gab und gibt dort ja so gut wie alles. Keinen IKEA, ok, ein Jahr ohne Köttbullar ist ein echter Verlust. Aber sonst wirklich alles.
Nach Neuseeland auswandern, Tipp 6: Chance zum Ballast abwerfen nutzen!
Jeder der umzieht – gleich ob ins Nachbarhaus oder nach Neuseeland weiß es: Umziehen gibt die Chance, sein Leben auf ein Minimum zu reduzieren. Die Chance, Dinge auszumisten, die nur herumliegen, aber eigentlich nie benutzt werden. Wir taten das auch.
Das hatte zudem einen speziellen Grund: Wir haben unser Hexen-Häuschen für das eine Jahr untervermietet. Auch das ging durch einen Glückfall rasch und unkompliziert. Eine Uni-Kollegin nutzte unser “Klagenfurter Retreat” als Rückzugshöhle, um ordentlich an der eigenen Habilitation zu feilen. Hieß für uns: Alles, was zum “möblierten Forscher-Leben” also nötig war, konnten wir so belassen, wie es war. Der Rest unseres Hab und Gutes nach dem Ausmisten wanderte in Kartons – und diese wiederum in den mit rund 10qm kleinsten Raum im Haus. Hat wohl so ähnlich ausgesehen wie am Symbolbild aus Oamaru. Jedenfalls fühlte es sich toll an, das Minimieren. Nein, besser noch: Als wir nach dem einen Jahr in Neuseeland zurück kamen, waren alle Dinge, die wir untergestellt hatten, irgendwie neu.
Nach Neuseeland auswandern, Tipp 7: Chillax!
Ja, sie schaute schon knuffig aus, die Orga. Aber sind wir uns ehrlich: Wenn ein paar Dinge auf der großen Liste nicht geklappt hätten, na und? Gut, vielleicht hätten wir den einen oder anderen Kostenpunkt mehr gehabt und (noch) stärker auf die Reserven zurückgreifen müssen. Vielleicht wäre auch vor Ort noch etwas mehr zu organisieren gewesen. Aber ist das nicht Jammern auf hohem Niveau? Wir können nach Neuseeland! Jippie. Bis auf die Visen hätte uns also bei genauer Betrachtung wirklich kein Punkt davor gehindert, nicht nach Neuseeland zu kommen. Also easy, no stress, chillax.
Für uns kam sicher erleichternd hinzu, dass wirklich alles irgendwie geflutscht ist. Ich kann mich an nichts erinnern, was nicht funktioniert hätte. Sicher gab es auch die eine oder andere Stresssituation wegen Neuseeland zu überstehen. Am Ende aber waren alle Felder der Liste auf Grün gestellt.
- Das Haus in Neuseeland hatten wir durch tatkräftige Unterstützung über die University of Waikato schnell, Flug und Mietwagen für die ersten Wochen waren rasch gebucht.
- Unser Haus in Klagenfurt war, wie schon erwähnt, durch einen Glücksfall rasch untervermietet.
- Den internationalen Führerschein gab es beim ÖAMTC reibungslos und schnell.
- Unser Auto ging an meine Schwester, das Motorrad wurde abgemeldet und untergestellt.
- Nachsendeauftrag für Pakete und Briefe war ebenso rasch eingerichtet wie die Zeitung abgemeldet.
- Ausstieg aus Jahresvertrag vom Fitnesscenter oder die Abmeldung der Kinder vom Kindergarten war durch Wegzug nach Neuseeland als Argumentation problemlos möglich.
- Da ich selbständig bin, war jobtechnisch bei mir alles paletti. Franzisca musste auf der heimischen Uni, ihrem Arbeitgeber, und bei der Versicherung ein paar Orga-Runden drehen, aber nicht weiter dramatisch.
Ja und dann? Dann standen wir praktisch schon am Flughafen im München. Und es ging auf in eine neue Welt. Für ein Jahr.
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